Städtische Galerie Iserlohn
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Sehenswerte Kunst von Eisenberg und Kamphues
Iserlohn. Eine sehr sehenswerte Ausstellung zeigt die städtische Galerie "die welle" mit der stimmigen und atmosphärischen "art paralelle" bis 17. März. In den ansprechenden, zum Nachdenken anregenden Bildern, Reliefs und Objekten von Nicole Eisenberg und Heinz-Otto Kamphues finden sich Ähnlichkeiten in der Arbeitsweise und formale Entsprechungen.
Beide verwenden skurrile Materialien, erheben Alltagsgegenstände in neuen Zusammenhängen zu Kunstobjekten. Nicole Eisenberg arbeitet auf ihren teilweise reliefartigen Bildern mit übermalten Fotokopien von Bibeltexten, Blindenschrift, Teebeuteln, Watte und bemalten Holzstücken. Metallische Farbakzente setzt sie in ihren ästhetischen, mit Lack, Kreide und Pigment bearbeiteten Stelen-Bildern.
Und Heinz-Otto Kamphues kombiniert seine eindrucksvollen Siebdrucke mit Heftpflasterstreifen oder in mehreren Objekten Patronenhülsen mit Holz. Beuys läßt grüßen bei seinen "Stadtverwaldungen". Im Erdgeschoß der "welle" ordnet er 26 ausrangierte Kuchenformen auf dem Boden an. Ebenfalls auf dem Parkett schichtete er um eine inselartige Metallform kreisförmig Sand.
Kunsthistoriker Rainer Danne ging in seiner Einführungsrede auf Eisenbergs und Kamphues' Rahmen-Themen Landschaft und Tod ein. Die Arbeiten stehen in der "Vanitas"-Tradition, sind Mahnungen der Vergänglichkeit. Heinz-Otto Kamphues habe in seinen Werken den Tod seines Sohnes verarbeitet. In seinen Bildern und den Objekten finden sich mehrfach Kreuze, in den Objekten aber auch zerschnittene Kranzschleifen. Vielfach ist die Phantasie des Betrachters gefragt. Nicht immer weiß man auf Anhieb, was der Künstler mit seinen Arbeiten sagen will: beispielsweise mit dem ungewöhnlichen Titel des mehrteiligen Objektes "Eine Reise in die Ewigkeit". Dabei hängte er über ein Dutzend mit Sand und Seife gefüllte OP-Handschuhe nebeneinander an die Wand.
Beide Künstler arbeiten mit symbolträchtigen Elementen und erinnern mit anrührenden Objekten an die Erdbebenopfer in Kobe. Besonders wirkungsvoll sind zu dem bei Nicole Eisenberg mehrfach variierten Thema die verfremdeten, mit Kreide übermalten Fotokopie-Sequenzen auf Holz und die sargähnlichen Objektkästen mit den gebrauchten Teebeuteln.
Derartige Verfremdungen sind weitaus aufrüttelnder als realistische Darstellung solcher Katastrophen, mit denen wir am Fernseher so oft konfrontiert werden, daß vielfach ein Abstumpfungsprozeß eingesetzt hat.
Zur Ausstellung ist ein Künstler-Porträt der in der Villa Wessel lebenden Nicole Eisenberg erschienen. Dazu steuerte Stadtdirektor Klaus Müller ein Vorwort bei, in dem er seine Freude zum Ausdruck bringt, daß eine in Paris geborene Künstlerin in Iserlohn ihre künstlerische Heimat gefunden hat. Außerdem formuliert der Kunstfreund Müller ein deutliches Bekenntnis zur Bedeutung der Kultur in Iserlohn.
Cornelia Merkel, Iserlohner Kreisanzeiger, Februar 1996